Heitere Zufälle schreibt das Leben, z.B. dadurch, dass es Menschen zusammenbringt, die zu einem bestimmten Augenblick an einem bestimmten Ort gemeinsam sein sollen. So z.B. Lena und yours truly am 800m direkt aus dem Meer ragenden Erosionswerk „Varasova“, dem Tor zum Golf von Korinth. Klettergrade werden hier zwar eher gewürfelt (7a+, eher 6c — 6b, eher 7a), aber wir kommen ja fürs Erlebnis, nämlich z.B. 600m non-stop Klettern in „Der Reise der Argonauten“ (7a+, 600m).
Mit den Klettergraden ist es ja immer ein heikles Ding: Für die einen sind sie handlungsleitend, für die anderen auch, aber anders. Ich etwa sehe sie als einen Indikator dafür, was ich in einer bestimmten Route erleben werde. Werde ich in der Tour unter- oder überfordert sein? Die eine Zahl steht für das eine, die andere für das entsprechend andere. Und dann gibt es da jene Zahlen, die von Routen getragen werden, in denen ich voraussichtlich in jenen Seinsmodus gleite, den man gemeinhin als „Flow“ bezeichnet: Das perfekte Maß aus beidem, vielleicht leicht in der Überforderung, aber genau so, dass man in jenen Praxistunnel gerät, in dem alles Denken ausfällt und reine Intuition leitet. In dem Gestern und Morgen nichts mehr sind, vorher und nachher nicht gelten. In dem alles Sein aus reiner Gegenwart bzw. der nächsten Bewegung besteht. In dem einem die berühmten Ur-Schreie entweichen, die ausdrücken, dass gerade nichts zählt, außer diesen nächsten Scheißgriff festzuhalten, komme was wolle.
So gesehen werden Klettergrade dynamische Erwartungsangaben. Und diese verschieben sich ab und zu: Mal indizieren die größeren Zahlen ein potenzielles Flow-Erlebnis, mal niedrigere. Wenn man z.B. verletzungsbedingt (sagen wir: wegen eines Beinbruchs) nicht mehr in alter Performance agieren kann und die Unterarme schmaler geworden sind, so ist es eben eine andere, niedrigere Bewertungszahl, in der das erstrebte Flow-Gefühl gefunden werden kann. Vielleicht wird es demnächst wieder eine höhere Zahl sein, vielleicht auch nicht.
Aber darum geht es ja auch nicht. Es geht um das möglichst präsente Aufgehen im eigenen Tun. Und das geschieht eben mal hier, mal da.
Hauptsache aber, es geschieht.








