Neue Wege entstehen selten aus dem Nichts. Und manchmal hat man das Glück, einst eingeschlagene, aber nicht zu Ende gelegte Pfade weiterführen zu dürfen. Mir z.B. wird für die nächsten fünf Jahre die Ehre zuteil, das Jahrbuch BERG der Alpenvereine DAV, ÖAV und AVS betreuen zu dürfen.
Seit 150 Jahren erscheint das Jahrbuch der Alpenvereine unter verschiedenen Titeln: Mal als „Zeitschrift“, mal als „Jahrbuch“, heute als „BERG + Jahreszahl“. In früherer Zeit erschienen hier wissenschaftliche Aufsätze über die Ergebnisse der Alpenerforschung. Schließlich war die Erforschung und Erschließung der Alpen frühestes Vereinsziel. Später fanden hier Diskussionen zwischen herausstechenden Protagonist/innen der Alpingeschichte statt: Seien es Preuss und Dülfer, die schriftlich über die zulässige technische Hilfsmittel beim Klettern diskutierten und diese Diskussionen so für die Nachwelt zugänglich machten, oder Kiene und Karl, die über die Zukunft der Schwierigkeiten im Alpinismus reflektierten.
BERG ist sozusagen das Langzeitgedächtnis der Alpenvereine, ihrer Themen und Debatten. Es ist ein unvergleichliches kulturhistorisches Archiv, das jedoch mitnichten abgeschlossen, sondern so lebendig wie eh und je ist. Dadurch schwebt es zwischen den Zeiten: Zwischen Vergangenheit und Zukunft. Seine Geschichte immer im Sinn, das Kommende stets im Blick. Und die Veränderung als leitendes Prinzip.
Die Berge sind schon immer genauso ein geologisch interessanter Haufen Schutt & Steine, wie sie durch unsere Kreativität und Aufladung auch zu allem werden, was wir in sie hineindeuten. All das, was wir in sie hineinlegen, entspringt genauso unseren innersten Bedürfnissen wie auch den gesellschaftlichen Hintergründen, aus denen wir sie betrachten.
Und noch mehr: Die Berge sind vielleicht auch ein Prisma, durch welches wir uns, unser Miteinander und unser Handeln betrachten. Mithilfe des Bergprismas, kommen wir zu Deutungen, Betrachtungen und Urteilen über die Welt jenseits der Berge. Das Jahrbuch dokumentiert diese Blickwinkel im Laufe der Jahrzehnte und mittlerweile -hunderte.
Nun darf ich selbst Teil dieses lebendigen Archivs werden. Eine Aufgabe, die mich ehrlich demütig macht – und zugleich neugierig auf all die Geschichten, die noch nicht erzählt sind. Denn das Prisma funktioniert nur mithilfe des Lichts, das durch es hindurchfällt. Meine Vision für die Fortschreibung dieser Geschichte ist eine behutsame und traditionsbewusste Modernisierung: Jüngere Stimmen und junge Debatten bei gleichzeitigem Bewusstsein einer Vergangenheit voll Charakter. Welches sind die Debatten, über die wir uns nicht nur heute, sondern auch in 20, 50, 100 Jahren austauschen und informieren wollen?
Mein Dank gilt nicht nur allen, die mich mit ihrem Vertrauen ausstatten (DAV, ÖAV, AVS, Tyrolia), sondern natürlich auch allen, die diesen Schritt mal mit, mal ohne ihre Kenntnis unterstützt haben.
Dankbar bin ich auch bereits jetzt schon euch, dem großen digitalen Netzwerk – im wörtlichsten Sinne. Ihr und eure Geschichten helfen unheimlich dazu bei, die jeweils aktuellen Situationen in den Bergen mitzubekommen. Was euch beschäftigt – eure Themen, eure Gedanken, eure Beobachtungen und Einschätzungen – ist ein wichtiger Baustein, um das Ganze des Berggeschehens in den Blick zu bekommen, zu dokumentieren, zu interpretieren und zu archivieren.
Das Bergprisma entfaltet sein Potenzial durch die Vielfalt der Dinge, die durch jenes betrachtet werden.
Danke, dass ihr Teil dieser Vielfalt seid.









