Nach drei Monaten Reiseabstinenz, nach Gips und Kletterpause, nach vier Wänden, Schreibtisch und Wasserspülung, zieht dieser Kanal nun wieder auf die Straße und damit in die Ferne. In Enge drückt das Stete, weit spannt die Seele Offenheit und Wille zum Wandel.
Eine neuerliche Winterreise — das klingt nach Süden, nach Schubert und nach Kieselkonglomerat. Denn so wie die letztjährige Walz mit der Erkundung des katalanischen Montserrat-Gebirges begann, führen auch heuer die Wege zwischen unwahrscheinliche Kieseltürme. Zwar auf gleichem Breitengrad — und doch fast 2000km entfernt.
Metéora, zwischen Himmel und Erde. Ich weiß nicht, ob meines Vaters Begeisterung für James-Bond-Filme oder eigene jugendliche Inspiration ursprünglich war, doch begleiten die isolierten Klöster auf den vogelwilden Türmen schon langelange meine Sehnsuchtsfantasien. Doch schienen sie mir immer unendlich fern (und ihr wisst ja, dass ich — aus Unsicherheit? aus Knauserigkeit? aus Angst? — nie wirklich weit gereist bin). Und nun erreichen meine Augen doch tatsächlich diese schwebende Adlernester, die ich mir inwendig so oft ausgemalt habe.
Der Besuch von Orten großer Träume, er ist häufig ernüchternd: zu viele Menschen, zu kitschig, eben DOCH einfach anders, als man sie für sich selbst hatte. Ganz anders hier: Es ist noch viel schöner, viel magischer, auch freundlicher als ich es mir ausgemalt hatte. Die Türme, abweisend, doch fröhlich geschwungen, der umgebende Eichenwald, ein einziges Meer von leuchtendem Orange, die vielen Katzen, Symbole der Gemütlichkeit.
Und das Klettern? Mir schwant: die herrlichste aller Mischungen aus Abenteuer & Gemütlichkeit. Weite Runouts, cleane Risse, echte Gipfel, Seelenflattern, Freudenschreie — in jedem Fall: Garanten für tief ankernde Erinnerungen.
Also — Los!

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