Wenn Anna Gomeringer und Alex Harder zu einer Schulung nach Cadarese einladen und ihre teilnehmenden JuLeis mit den Freuden & Leiden des Bigwall- und Technokletterns bekannt machen möchten, dann bedeutet das nicht nur ein Lehrstück über mutige Themen und wildes Wissen, sondern ist auch ein Beispiel für Zu- und Vertrauen in die Eigenverantwortung ihrer Teilnehmer*innen. Cliffen, Peckern, Leiternsteigen ist eine Sache, wenn sie privat ausgeführt wird, jedoch eine ganz andere, wenn sie gelehrt wird. Mit wie viel Einsatz die beiden den Horizont ihrer Teilnehmenden weiten und diese durch neue Türen begleiten, ist nicht allein für sich schon unheimlich beachtlich; auch die Verantwortung, die sie für diese Aufgabe (freiwillig) übernehmen, ist alles andere als selbstverständlich.
Und abends, ob beim gemeinsamen Essen oder im Portaledge, taucht jene Frage auf, die selten ausbleibt, wenn eine ambitionierte und engagierte Gruppe Jugendleiter*innen miteinander zusammenkommt:
Was ist das eigentlich, diese Jugend des Deutschen Alpenvereins? Ist sie der jüngere Anhang des weltgrößten Bergsportverbandes? Oder eine ganz eigenständige, unabhängige Sache? Ist sie pädagogische Bildungseinrichtung, gesellschaftlicher Akteur oder alpiner Fachverband junger Menschen? Vermittelt sie politische Bildung oder bergsportliche Kompetenzen? Die kurze Antwort: Sie ist alles das. Und nicht bloß die Summe dieser Teile, sondern gelebte deren Synthese.
Seit ihrem Bestehen, also seit gut 100 Jahren, werden diese Fragen diskutiert und immer wieder neu beantwortet. In welchem Verhältnis die einzelnen Facetten zueinander stehen, bestimmt sich immer wieder neu. Und zwar nicht durch bloße Nabelschau, sondern bedingt durch jeweils veränderte gesellschaftliche Bedingungen und Praxen. Die Berge und was man in ihnen erlebt, können vieles sein: Erlebnisraum, Ruheraum, Spielplatz, Gegenwelt.
Was sie aber auch sein können, ist ein Prisma. Etwas, durch das hindurch wir alle möglichen Dinge der Welt anschauen können. Durch das Medium Berg können wir die Welt betrachten, die Gesellschaft, unseren Verein und uns selbst. Dinge, die wir mitbestimmen und von denen wir mitgeprägt werden. Eine Brille, durch die Phänomene auf die Bergwelt und ihre Kultur bezogen werden können.
Was immer wir als JDAV in die Berge hineinleben oder was immer wir durch sie als Prisma betrachten: All die Facetten, Fragestellungen und Wechselbeziehungen bleiben nicht nur theoretisch betrachtet, sondern werden immer aktiv gelebt. Gesellschaftlich, politisch, bergsportlich, persönlich, gemeinschaftlich. Die Menschen dieses Vereins erstaunen und begeistern mich immer wieder aufs Neue. Und auch deshalb begreife ich diesen Laden so gerne als Heimat. Weil ich mit einer nicht abreißenden Neugierde an seinem Tun teilnehmen darf, die nie zu enden scheint.











